Sein kleiner Finger wackelte vor seinem Auge, er lag bauchlängs im Morast, zahlreiche Muskeln meldeten Schmerzen an und er knurrte in den mit Wasserlinsen verschmutzten Bart. Die Rüstung! Er zurrte schleunigst an den Riemen und stieß den Brustharnisch von sich weg - glücklicherweise lag keinerlei Gefahr darin, er befand sich in einer schlammigen Brackwasserlache nahe eines surrenden Portals, welches soeben wieder kollabierte.
Was bei den Höllen hatte er sich nur dabei gedacht, an der Halblingsapparatur herumzufummeln. Dieser kleine gierige Dreckssack lag unlängst tot in seiner eigenen Wekrkstatt, nachdem er der Gruppe die Bezahlung verwehrt hatte. Gefällt von Kurdhs Axt als er versuchte Gorin selbst, sowie einen weiteren dazugekommenen Dwar der "Organisation" mit einem Illusionszauber zu blenden.
"Die Ogranisation" - wie alle nur ehrfürchtig von Ihr sprachen - war selbstverständlich nicht das, was er in der Binge dareinst gelernt hatte. Die harte Ausbildung zum Kuldar und das Enge Geflecht der Kriegertruppen unter dem Dornar waren Ihm weit mehr als nur Heimat und Lehrstätte. Zudem gab es viele Herausforderungen - in Zukunft den Weg des Tempelwächters beschreiten - eines Baraktofaern? Oder gar eines Kriegspriesters, bis hin zum Morndinhorm? Die Binge bot einem jungen Dwar, der nicht gänzlich auf den Kopf gefallen war, viel Perspektive. Und selbst Dwar, denen Moradin scheinbar zu viel Geröll auf den Schädel hat fallen lassen, wurden noch als zwergische Schlachtenwüter respektiert. Auch seine lange Reise zur Binge Dorntief verschaffte Ihm ein gutes Fundament zur zwergischen Ausbildung. Allzu schmerzlich war es deshalb jetzt, für die "Organisation" zu arbeiten. Das Ende des Bingenlebens kam abrupt und kalt wie ein Orkmesser im Rücken.
Keuchend schleppte er sich an Land und sah zumindest einen groben Teil seiner Ausrüstung am Ufer des kleinen Weihers verteilt. Seine einstmals meisterlich gefertigte Kriegsrüstung war ein Wrack - verzogen von der magischen Spannung des Portals. Selbst die Kettenschließe und die Scharniere aus lackiertem Mithril waren ruiniert. Eine Tragödie. Wenigstens blieben Ihm einige Goldmünzen, einige trockene Würste, sowie sine Axt. So beständig und traditionell wie das Volk der Dwar selbst, ein solides Stück Handwerkskunst, in der Regel über Generationen von Ahnherren an Nachkommen weitergegeben.
Freilich war es keine besonders ehrenvolle Aufgabe - zumindest nicht aus der Sicht eines Kuldars. Die meisten seiner Aufträge erhielt er im verborgenen. Die für diesen Auftrag bunt zusammengewürfelte Truppe bestand aus einem ehemaligen Dieb, er kam wohl aus Handelstreff - Dax, der Gauner. Kurdh war irgendsoein verdammter Uthgardt-Verrückter, den sie in Luskan als "Mann fürs Grobe" zugewiesen bekommen hatten. Vermutlich hat der eigene Stamm diesen Irren verbannt um Schaden zu vermeiden. Und dann die mysteriöse Sonnenelfe - nur Dugmaren weiß, wie Ihr richtiger Name lautet. Die "Organisation" nannte sie nur die "Die Tänzerin" und sie war meistens mit der Planung der besonders heiklen Missionen betraut. Eins stand fest: Jeder der bei Verstand war, vermied es mit diesem Teufelsbraten zu "tanzen". Und letztlich noch Finn und Henri...die beiden Gnombrüder waren so unterschiedlich wie Feuer und Wasser. Finn: feurig, aufbrausend und immerzu impulsiv mit seiner Magie zur Hand. Man hatte das Gefühl, dass er sich die meiste Zeit kaum selbst kontrollieren konnte. Geriet er allzunah an den verdammten Idioten Kurdh, war eine Zankerei schnell vom Zaun gebrochen. Henri hingegen war da ein gelungenes, sehr angenehmes Gegengewicht: ruhig, besonnen, sehr belesen und gebildet obendrein - alles andere als voreilig. Henri teilte Gorins Talent für Zahlen und Rechnungen - Ihm fehlte jedoch der nötige Biss beim Verhandeln. Üblicherweise war er das zweite paar Augen, wenn es darum ging die Anteile zu kalkulieren...wenngleich Dax, der Gauner und Finn sich auch in dieser Hinsicht permanent zankten...
Fluchend stolperte ein heruntergekommener Gorin durch die scharfe Frühjahrskälte. In einiger Entfernung konnte er bereits die Stadtmauern einer fremden Stadt erkennen....Elysin Mirth.
Nur noch die Wachfeuer der Dwar erhellten den Weg, als Tobur am Fuße des Schleiergebirges von seiner Reise nach Nova zurückkehrte. Im zackigen Trapp manövrierte er "kleiner Amboß" den Pfad nach Dwardrukar entlang.
In der Binge angekommen, gab er das ersichtlich erschöpfte Zwergenpony in die Obhut eines Toren um das Tier versorgen zu lassen und begab sich sogleich zu einem Dulgardar, um sich nach etwaigen Botschaften zu erkundigen.
Nachdem er die Botschaft von Gorin erhalten und gelesen hatte, ließ er sich Feder, Tinte und Pergament bringen und setzte eine entsprechende Antwort auf...
____________________________________________________________________________________________________
Var arauxoth Gorin,
mein Wort darauf, dass ich mich persönlich um das Problem in den Eishöhlen kümmern werde!
Sobald ich zurückkehre, werde ich mir die Kernstämme ansehen und überprüfen. Ich pflichte Euch bei, dass wir hier keine Müßgkeit an den Tag legen dürfen. Mit einer Methode, die "Feuer setzen" heißt, können wir vielleicht den Stollenbau schneller vorantreiben. Jedoch muss ich mir vorerst das Gestein ansehen, um einschätzen zu können, ob diese Methode erfolgversprechend sein wird.
Was das Problem mit den Ogern und Riesen betrifft, könnt ihr auf meine Axt zählen.
Kal Mâerdh!
~Tobur
____________________________________________________________________________________________________
Nachdem die Tinte getrocknet ist, faltet er das Pergament ordentlich zusammen und versiegelt es mit Wachs bevor er es hinterlegen lässt. Ohne sich eine Pause zu gönnen, macht er sich in der Binge auf die Suche nach den beiden Kuldjargh...