Der Regen peitschte seit Tagen in einem orkanartigen Sturm über die Spiegelküste hinweg. Doch auf der Steilküste, auf der das Reiterdorf Dagorlad lag, war es am schlimmsten. Das Dorf, lange Jahre unbedeutend im Verborgenen an der Küste gelegen, welches einen Aufschwung erfuhr, als sich tapfere Ritter ihrer Verteidigung und Führung annahmen, wurde gebeutelt nun von den Kräften der Natur. So einen schlimmen Sturm hatte es in seiner ganzen Bestehenszeit nicht erlebt. Ob das noch natürlich war?
Plötzlich fielen größere Bruchstücke der Steilküste lautstark rummsend ins Meer. Man konnte das Gestein, auf dem die Häuser errichtet waren, bersten hören, und schon bald zogen sich größer werdende Risse durch die Fundamente. Die strohgedeckten Dächer wurden letztlich vom Wind erfasst und abgetragen. Schnell wurde den Bewohnern klar, dass große Gefahr drohte, die Tiere liefen ängstlich umher, die Pferde scheuten, während immer wieder Blitz und Donner aufeinander folgten.
Sie packten, was sie tragen konnten, öffneten die Gatter der Ställe und flüchteten mit Mann und Maus von der Klippe. Keine Sekunde zu früh, als diejenigen, die zurückblickten sehen mussten, wie die Sturmflut die Steilküste mit der Siedlung Stück für Stück in die Tiefe riss.
Als sich nach vielen Stunden das Wetter wieder beruhigt hatte, war fast alles, was sich einmal Dagorlad nannte, verschwunden. Einzig der zuletzt erbaute Turm, stand noch wie ein Fels in der Brandung - vielleicht aufgrund der Magie, die in ihm gewirkt wurde.
Verzweifelt, und am Boden zerstört, beriet man in der Taverne zum grünen Hirschen, wie es weitergehen sollte. Der Großteil der Bewohner entschied sich, zu ihren Verbündeten nach Nova zu ziehen, sofern man sie dort willkommen hieß. Zwei der Nordmänner blieben bei der Taverne, die sie weiter vor Räubern verteidigen wollten, und auch das älteste Ehepaar, Dorfältester William und seine Frau Marianna, entschieden sich, dort zu bleiben.
So zogen die übrigen Dagorlader mit Sack und Pack Richtung Nova. Die Kunde von ihrer zerstörten Heimat eilte ihnen voraus, und die Novaner Bürger nahmen die elendig aussehenden Dagorlader auf. Schnell waren Zelte für jedermann errichtet, der in der Taverne keine Unterkunft mehr fand.
Tage später, auch in Silberbachtal, Dwardrukar und Heuffingen waren mittlerweile die Herolde gewesen, und hatten die Kunde überbracht, sandten sie humanitäre Hilfe, um den vielen obdachlosen Menschen neue Heime zu errichten - Holz, Lehm, Dachziegeln, Werkzeug wurde karrenweise nach Nova angeliefert. Fast fühlte man sich erinnert, als Nova wieder neu aufgebaut worden war nach der Zerstörung durch die Drow. Wieder bewies die Völkergemeinschaft Zusammenhalt, trotz der Bedrohungen durch die Schattenlande.
Ein Auszug aus den Geschichtsbüchern der Historiker